Luisa|SBY

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    Luisa|SBY
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    Hey Leute, hier findet ihr unseren Artikel zu unserer ersten Frage. Viel Spaß beim lesen 🙂 Eure SBY Crew 🙂

    Alle wollen individuell sein. Aber wehe man ist anders!

    Wir schreiben das Jahr 2018. Wir leben in einer Gesellschaft, die uns scheinbar versucht vorzuschreiben wie wir sein sollen, und trotzdem will jeder sein eigenes Ding machen, bloß nicht wie alle anderen sein.

    Wir wollen uns selbst finden, einzigartig sein, doch stehen dem Wirrwarr aus Pluralität und Heterogenität als Individuum gegenüber. Wenn ein Individuum eine Vielzahl von Möglichkeiten hat, zwischen denen es sich entscheiden kann, spricht man von Pluralität. Heterogenität wiederum sind die Unterschiedlichkeiten aus denen eine Gesellschaft besteht. Das heißt zum Beispiel, dass man sich zu einer Religion zugehörig fühlt (oder auch nicht) und diese auch auslebt. In seinem persönlichen Umkreis ist man dann vielleicht der einzige, der so lebt, dennoch ordnet man sich gesellschaftlich gesehen einer speziellen Gruppe zu, denn man ist nicht die einzige Person überhaupt die dieser Religion folgt. Einzig allein die Vielfalt der Entscheidungen die man trifft, macht uns zu dem Individuum, das wir sein wollen, denn jeder Mensch ist anders.

    Der Begriff Individualität im ursprünglichen bedeutet so viel wie unteilbar, das heißt, man kann das Individuum nicht nur auf eine seiner Eigenschaften reduzieren, man muss den ganzen Menschen dahinter sehen. Das ist wichtig, um sein Gegenüber besser zu verstehen und warum es so ist wie es ist. Beispielsweise kann man seine Individualität erst dann richtig entfalten, wenn man mit anderen Menschen kommuniziert und interagiert und dadurch beginnt eigenständig zu denken und sich seine eigene Meinung zu bilden. Denn kein Mensch denkt gleich, es sei denn, man nimmt die Meinung anderer an und lässt sich in Folge dessen in ein Denkkonzept pressen. Dennoch gibt es einige Einschränkungen in der Gesellschaft, denen man sich unterordnen muss, damit ein „freies“ Leben für alle Individuen geschaffen werden kann, denn Individualität beschreibt auch Respekt gegenüber anderen Menschen. Man muss also einen Kompromiss zwischen Individualität und Anpassung finden. Denn man selbst verändert sich, weil seine Umwelt so ist wie sie ist, aber gleichzeitig verändert sich auch die Umwelt, weil man selbst sich verändert. Es ist außerdem wichtig nicht nur an eigene Bedürfnisse zu denken und sie durchsetzen, denn das ist egoistisch. Zudem kann eine zunehmende Individualisierung der Einzelperson zur Vereinsamung führen, was Folgen wie Depression, Burnout, oder Sucht mit sich ziehen kann.

    In Bezug auf die Entfaltung seiner Individualität gibt es zwei Sichtweisen beziehungsweise Theorien, welche sich bereits im Humanismus sprich 18./19. Jahrhundert entwickelten.

    Die erste Theorie ist die Masterplantheorie, welche besagt, dass jeder Mensch von Geburt an seine Entwicklung in sich fest verankert hat und so Gemeinsamkeiten mit anderen nicht erst entwickelt werden müssen, sondern schon vorgegeben sind in jedem von uns. Durch eben diese vorgegebenen Gemeinsamkeiten entstehen Gruppen, ausgenutzt wurde dies zum Beispiel in der DDR durch die FDJ oder im Nationalsozialismus durch die HJ.

    Die zweite Theorie bezieht sich beispielsweise auf das Konzept der Waldorfpädagogik und besagt, dass der Mensch ein ,,unbeschriebenes Blatt‘‘ ist und sich das Individuum erst nach und nach durch diverse soziale Einflüsse oder ähnliches entwickelt.

    Beide Theorien sind jedoch Extreme, welche sich alleinstehend nicht als standhaft erweisen. So müsste laut Masterplantheorie der Mensch vollkommen isoliert aufwachsen, da jegliche Einflüsse der Außenwelt den Masterplan irritieren würden. Laut der anderen Theorie müsste der Mensch alle seine Entscheidungen ordnen, wie in einer Art Baumdiagramm. Würde sich eine dieser Entscheidungen ändern, hätte das zur Folge, dass sich alles darunter auch ändert. Zudem müsste man die Möglichkeit haben jeden einzelnen Strang auszuprobieren. Hinzu kommt außerdem, dass der Mensch schon von Geburt an ein beschriebenes Blatt ist, da jeder in einem bestimmten Land geboren wird, was natürlich auch Auswirkungen auf die persönliche Entwicklung hat.

    Da wie bereits gesagt, keine der beiden Theorien im Alleingang funktionieren kann, gilt es nun diese aufzubrechen und einen Kompromiss zwischen beiden zu finden. Dieser würde daraus bestehen, dass man sagt, dass schon einige Bausteine von Geburt an da sind und andere mit der Zeit durch gesellschaftliche Interaktion oder auch nicht hinzugefügt werden.

    Des Weiteren beschreibt die Individualisierung den Übergang zur Selbstbestimmung. Während wir als Kinder noch stark von unseren Eltern geprägt sind, entwickeln wir in unserer Jugend eigene Interessen, fangen an alles zu hinterfragen und wollen zunehmend eigene Entscheidungen treffen. Dieser Prozess bedarf natürlich viel Zeit, jedoch lohnt es sich diesen Weg zu gehen, da am Ende der Selbstbestimmung die Freiheit und Unabhängigkeit steht. Natürlich wieder unter dem Aspekt seine Entscheidungen so zu treffen, dass man andere Individuen respektiert, denn man selbst möchte schließlich auch respektiert werden.

    Trotz der Idee des freiheitlichen Lebens und Entfaltens jedes Individuums, wird der Mensch in manchen Sachen stark beeinflusst beziehungsweise in eine Schiene gedrückt. Das beste Beispiel hierfür ist das heutige Bildungssystem. Es scheint nur noch darauf anzukommen, dass man so viel wissen wie möglich in sich hineinpumpt um einen möglichst guten Abschluss und damit verbunden einen guten Job zu erzielen. Doch die Individualität bildet sich nicht ausschließlich durch die Aufnahme von Wissen, ganz im Gegenteil, es macht das Individuum eher kaputt, da sich die eigene Individualität nicht entwickeln kann. Denn die Bildung des Individuums ist anders als die Schulbildung und wie bereits erwähnt durch den Übergang von der Fremdbestimmung zur Selbstbestimmung geprägt, welcher vor allem durch Hinterfragung und Selbstreflexion entsteht.
    Denn Ziel der Individualisierung ist auch, das Aufbrechen von alten Mustern, damit man als Individuum nach seinen eigenen Bedürfnissen und Vorstellungen leben kann. Diese Veränderungen können im Endeffekt nur durch Wechselwirkungen geschaffen werden. Man muss also mit seinem persönlichen Lebensstil garantieren, dass andere Individuen ihren genauso ausleben können wie man den eigenen, denn wenn ich will, dass es für mich besser wird, dann muss es auch für alle anderen besser werden.

    Doch letztendlich, ganz egal welche Entscheidungen wir treffen, ganz egal was uns als Individuum ausmacht, welche Gemeinsamkeiten oder Unterschiede wir haben. Am Ende ist es wichtig eines im Hinterkopf zu behalten: wir sind alle nur Menschen.

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